26 April 2025

Naxatras - "V" (2025)

In dieser Woche kam langersehnte Post aus Griechenland - mit der neuen Naxatras-Scheibe. Warum nicht über Amazon, JPC oder andere einheimische Plattendealer? Nun, während diese Band zwar in Griechenland locker Stadien füllen können, sind sie in Deutschland eher unbekannt, daher gibt´s die Platten bei hiesigen Händlern entweder gar nicht, oder nur zu völlig überhöhten Preisen.

Wie sich am Titel unschwer erahnen läßt, handelt es sich bei V um das fünfte Naxatras Album. Da diese Namenssystematik von Beginn an so eingeführt und beibehalten wurde, fällt es sehr leicht den Überblick über die Veröffentlichungen zu bekommen und Ordnung im Schrank zu halten. Stilistisch sind wir hier bei einer Mischung aus Psychadelic mit ordentlichem orientalischen Einschlag und Classic Rock angekommen. Gerade bei diesem neuen Album wird es dann über den verstärkten Synthesizereinsatz auch hin und wieder etwas "spaciger" (Man hätte schon beim Cover darauf kommen können.).  Die diesbezüglich kreierte Genre-Bezeichnung "Space Rock" passt mir eigentlich überhaupt nicht. Man stelle sich vor, für jeden thematischen Ansatz, der irgendwie instrumententechnisch umgesetzt wird, ein eigenes Sub-Genre kreieren zu wollen. Sei's drum! Eingestiegen war ich bei Naxatras mit IV und hatte mir bei der Gelegenheit auch gleich die drei Vorgängeralben mit zugelegt, was ich nie bereut habe. Musikalisch spielen Naxatras auf absolut höchstem Niveau, und zwar durchgängig - ohne Ausfälle. Das untermauern die Griechen auch mit diesem neuen Album V erneut. Allerdings kennzeichnet IV für mich immernoch das Maß der Dinge im Hinblick auf Sound und Songwriting. Ich hatte mich seinerzeit hier mal dazu hinreißen lassen, raus zu posaunen, dass IV das Beste sei' was ich soundtechnisch betrachtet im Schrank stehen habe. Dazu stehe ich nach wie vor ... und direkt dahinter folgt jetzt V


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11 April 2025

Rick Wakeman - "Yessonata" (2024)

Das Album dieser Woche besaß ich jetzt genau zwei Wochen. "Besaß" = Vergangenheit, weil es heute nach Buxtehude zu Tante Trude geht, besser gesagt zu ihrem Lebensabschnittsgefährten, als Geburtstagsgeschenk. Selten war ich mir bei einem Geschenk so sicher, was den Geschmack des Beschenkten angeht, wie hier. Der Beschenkte - Onkel Heinrich - ist selbst Pianist und liebt Chopin. Bei meiner Recherche zum Backkatalog von Yes kam ich einst direkt zum genialen Tastenmann Rick Wakeman, den ich hier bereits einmal gewürdigt habe. Als Rockmusiker hat sich Wakeman insbesondere als genialer Keyborder verdient gemacht. Mit dem vorliegenden Album hat er Themen aus den Yes-Songs zu einer klassischen Klavier-Sonate zusammengetragen und selbst auf einem Steinway Model D Concert Grand Piano solo interpretiert. Auf der B-Seite bedient er sich bei Fragmenten aus seinem Werk "The Myths and Legends of King Arthur and the Knights of the Round Table" und bringt es dort als "The King Arthur Piano Suite". Auch wenn wir hier thematisch unterschiedlich unterwegs sind, so kommen die beiden Stücke in ihrer Kombination auf A- und B-Seite doch aus "einem Guss" rüber und machen die Platte zu einem besonderen Hörerlebnis. Als Keyborder war Rick Wakeman, gerade in den Frühwerken von Yes, für mich immer ein Nervfaktor. Als klassischer Pianist, der mit einer Leichtigkeit, tolle aber doch sehr komplexe Melodieläufe einfach rausschüttelt, fasziniert er mich. Ich bin sicherlich kein ausgesprochener Klassikfan, aber Rick Wakeman schafft es hier, mich eine dreiviertel Stunde musikalisch fest zu halten und meinen musikalischen Horizont vielfach zu erweitern. ... Das Rückgaberecht bei Nichtgefallen der Geschenke gilt nicht nur für Tante Trude, sondern natürlich auch für Onkel Heinrich. Allerdings brauche ich hier wohl nicht darauf zu hoffen, und kann direkt darüber nachdenken, mir auch ein eigenes Exemplar in den Schrank zu stellen. 


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05 April 2025

ZZ Top - "Antenna" (1994)

Das schöne an meinen Kellersessions ist, es kommen auch mal wieder Platten oder CD zu Gehör, die ansonsten seit Jahren eher selten liefen. Was meistens überhaupt nicht bedeutet, dass sie schlecht sind, sondern dass sie eher wegen den ganzen Neuzugängen aus dem Focus geraten oder die Interpreten im Laufe der Zeit weniger "angesagt" sind  In dieser Woche ist genau das mit ZZ Top und ihrem Album "Antenna" passiert.

Die Texas-Rocker ZZ Top kenne ich schon seit frühester Jugend. Anfang der 1980er wurde ja ZZ Top als Hard Rock-/ Heavy Metal-Band gehyped und in einem Atemzug mit Motörhead, AC/DC und den Scorpions genannt. Aus heutiger Sicht ist diese Einordung zweifellos etwas abenteuerlich, aber damals passte die Gangart von ZZ Top durchaus in den musikalischen Stil dieses aufstrebenden Sub Genres. Es muss also um 1984 rum gewesen sein, dass ich als 14-Jähriger meine ersten ZZ Top-Songs von der "Eliminator" zu hören bekam. ... und natürlich war beispielsweise "Sharp Dressed Man" oder "Gimme All Your Lovin'" für mich, der sich gerade mit AC/DC anfreundete hatte, genau mein musikalisches Beute-Schema. 1985 erschien dann das Erfolgsalbum "Afterburner" . Davon besitze ich sogar eine AMIGA-Lizenz-Pressung. "Sleeping Bag" und "Rough Boy" zogen damals sogar in die Radio-Hit-Paraden ein. Während ich mit "Sleeping Bag" ja noch leben konnte und die plötzliche Bekanntheit von ZZ Top auch irgendwie cool fand, war "Rough Boy" als Mainstream-Romantik-Schnulze natürlich komplett abzulehnen. Damit war eigentlich das Ende von ZZ Top, als einer meiner Favoriten besiegelt. Dazu kam noch, dass ich irgenwann mal in der damaligen Radio-Sendung "Duette - Musik für den Recorder" ein frühes ZZ Top - Album (mag wahrscheinlich "Tres Hombres" gewesen sein) mitgeschnitten hatte. Vom Blues der frühen ZZ Top-Jahre war ja mal so gar nicht begeistert. Ich wollte Metal hören - und sonst nix! Das war's dann mit meiner jugendlichen Begeisterung für ZZ Top. Es begab sich dann erst wieder Mitte der 1990er Jahre, dass ich mit ein paar Studienfreunden beim lockeren/ausufernden Nach-Klausur-Bier saß und plötzlich dieses Album "Antenna" lief. Davon war ich sofort angefixt und mußte dann auch direkt die CD haben. Leider fristet die CD mittlerweile ein eher kümmerliches Dasein. Dabei mag ich das Album immer noch tatsächlich sehr. Schon die ersten Takte des Openers "Pincushion" hauen Dir mit ihren fetten Bässen die Trommelfelle weg.  Dabei bleiben sich ZZ Top über das gesamte Album treu. Die einzigartige Mischung aus amerikanischem Blues mit harten, aufdringlich verzerrten Rock-Gitarren und dem typischen 90er Jahre-Hall-Drumset. ... und in jedem Takt spürst Du den trocknen Staub der texanischen Wüste. Einfach großatig! ... und wenn ich es mir so recht überlege, dann hat das Album "Antenna" durchaus das Zeug, eines meiner All-Time-Favoriten zu sein und ist damit erst recht ein würdiges "Album der Woche". 

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22 März 2025

Brian Eno - "The Ship" (2016)

Spätestens seit Lustmord ist Ambiente für mich durchaus auch eine musikalische Spielwiese. Früher, zu meinen Sturm-Und-Drang-Zeiten, wäre das undenkbar gewesen. Ambiente war für mich langweiliges Hotel-Lobby-Geplätscher, welches man bestenfalls zum Frühstück nach einer durchzechten Nacht mit schwerem Kopf hätte ertragen können. Wie gesagt; mittlerweile kann ich diesem Genre durchaus Einiges abgewinnen. Zumal die Grenzen zu Electronics und ruhigen Ausläufern des Krautrock absolut fließend sind.  

In dieser Woche habe ich mir mein erstes Album von Mr. Ambiente himself in den Schrank geholt. Brian Eno behauptet von sich sogar den Namen "Ambiente" für dieses Sub-Genre der Musik selbst erfunden zu haben. Er meint damit Musik, die eine Landschaft kreiert zu der man selbst dazu gehören kann. ... und genau das ist ganz mein Ding. Ich habe festgestellt, dass mich diese Art der Musik fesselt und meistens völlig aus dem Alltag in eine andere Welt holt. Das entstresst mich total. In meinem Kopf läuft ein Film ab. Das ist eine magische Wirkung von Musik, die ich inzwischen sehr zu schätzen weiß. Dabei ist die Musik selbst häufig sehr ungewöhnlich ... strange ... meistens elektronisch erzeugt und/oder mit konventionellen Instrumenten gemischt - Soundcollagen, manchmal mit Gesang unterlegt. Brian Eno ist hier als Pionier seit Anfang der 1970er Jahre unterwegs. Übrigens war er Mitbegründer der britschen Art-Rock- und New-Wave-Band Roxy Music. Da ist er aber bereits 1973 wieder ausgestiegen. Über die Anzahl, wieviele Alben Brian Eno seither solo veröffentlicht hat, widersprechen sich die Quellen. Es mögen um die 20 sein. An unzähligen weiteren hat er zumindest mitgewirkt, beispielsweise bei David Bowie, Peter Gabriel, den Talking Heads oder U2. Brian Eno hat in den 1990er Jahren interessanterweise auch den Jingle für Windows95 komponiert und diverse Klingeltöne für Nokia. 

Seit einiger Zeit erschließe ich mir nun Stück für Stück sein musikalisches Schaffen. Dabei ist mir "The Ship" insbesondere über einen Artikel in der Visions angetragen worden, der mich darüber informierte, dass dieses Album neu als Vinyl veröffentlicht wurde. Das muss im vergangenen Jahr gewesen sein, denn der Titeltrack (21:19 Minuten lang) hat es immerhin in meine persönlichen Spotify Charts des vergangenen Jahres auf Platz 4 geschafft. Dabei beeindruckt mich insbesondere wie es Brian Eno schafft mit musikalischen Mitteln zunächst ein ruhiges Gewässer zu malen, über das sich so langsam Nebelschwaden ziehen, die immer dichter werden und sich von Weitem ein Schiff langsam nähert, welches immer bedrohlicher und mystischer wirkt. Sensationell! ... Das sind zumindest meine Empfindungen dabei. Das mag bei jemandem anderen ganz anders ankommen.  Der zweite mehrteilige Longtrack heißt "Fickle Sun" und vermittelt mir zunächst die trügerische Ruhe eines sonnigen Sommerabends nach getaner Arbeit, im vollen Bewußtsein morgen wieder in die stressige Arbeitshölle zu müssen und die Sorgen und Ängste die man dann mit in den späten Abend und die folgende Nacht mit nimmt. Ob sich Brian Eno das auch nur ansatzweise bei seiner Komposition so gedacht hat, darf gern bezweifelt werden. Mir gefällt's jedenfalls so. 

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P.S.: Übrigens habe ich mich hier bewußt für eine CD-Ausgabe entschieden, weil gelegentliches Knacken, wie es sich bei Vinyl nunmal nicht vermeiden ließe, tatsächlich dieser Art der Musik absolut abträglich wäre. 


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15 März 2025

Steven Wilson - "The Overview" (2025)

Bekanntlich verehre ich Steven Wilson als eines der größten musikalischen Genies der Gegenwart. Obgleich ich seine letzten beiden Platten im Ladenregal stehen lassen habe. "Harmony Codex" (2023) war mir alles in allem zu experimentell, zu komplex ... da wußte ich echt nicht mehr, wo der Künstler eigentlich hin will und über "The Future Bites" (2021) als reines Pop-Album brauchen wir gar nicht reden. Ich war also mächtig gespannt, als ein neues Wilson Album angekündigt wurde. Als ich dann noch erfuhr, dass es um den Weltraum und menschliche Perspektiven dazu gehen würde, und das das Album genau zwei 20-minütige Longtracks haben sollte, war für mich klar: Da kann gar nichts schief gehen! Die Vorbestellung war nur noch Formsache, mittlerweile recht untypisch für mich. Gestern ist "The Overview" offiziell erschienen - ich habe das Album am Donnerstagabend über DHL erhalten - und direkt am selben Abend noch zwei zweimal komplett durchlaufen lassen, was auch mittlerweile recht untypisch für mich ist.  

Wer allerdings bei "The Overview" eine Progressive-Rock-Kanone erwartet wird abermals enttäuscht werden. In der Tat hatte auch ich mit dem ersten Song "The Outlive us" so meine Startschwierigkeiten. ... Dagegen hat mich der Titelsong "The Overview" direkt abgeholt. Die monotone und nüchterne Aufzählung  von Maßen und Ihren Relationen von Entfernungen zu bekannten Objekten im Weltraum, mit Hall hinterlegt, schafft eine Vorstellung der Unvorstellbarkeit der Weite des Alls. ... und die weiterführende textliche Verknüpfung von menschlichen, individuell mehr oder weniger entscheidenden, Alltagsdingen auf der Erde (frühstücken, in die Schule gehen, Job verlieren, sich mit der Frau streiten u.s.w.) zu diversen kosmischen Ereignissen kommt einfach großartig. Stilistisch bewegen wir uns in einer recht großen Bandbreite zwischen Prog, experimentellem Neo-Kraut, Rock, Pop und, und, und ... . Zunächst konnte ich  diverse Ankündigungen, Steven Wilson würde zu seinen Wurzeln zurückkehren, nicht nach vollziehen. Inzwischen sehe ich aber sehr wohl die musikalischen Anleihen in seiner gesamten Diskographie, sowohl in seinen Schaffensphasen bei Porcupine Tree, als auch solo. Man lege einfach mal "The Sy Moves Sideways", "Metanoia", oder "The Raven ..." daneben.   Aber es ist eben kein Schritt zurück, sondern Steven Wilson nutzt hier die volle Bandbreite seiner musikalischen Genialität, um Neues zu erschaffen. 


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08 März 2025

Colour Haze - Live Vol. 3 2020 (2022)

Das ich die Band Colour Haze vergöttere, habe ich hier schon mal ausgeführt. Im Prinzip könnte ich jedes ihrer Alben hernehmen und der Reihe nach zum Album der Woche küren, ... und wäre dann anschließend im Kalender 16 Wochen weiter. So macht das natürlich keinen Spaß und ist höchst langweilig. Vielmehr knüpft sich geile Musik auch immer mal wieder an Ereignisse, ... mal mehr - mal weniger spektakulär. So geschehen in dieser Woche - und zwar sehr unspektakulär: Ich hatte eine sehr anstrengende Arbeitswoche - keine Scheisswoche, aber nahe dran! Jedenfalls war ich gestern am Freitagabend kastenfertig. ... und da hatte ich die geniale Eingebung, in den Keller zu gehen und eben jene "Live Vol. 3" aufzulegen. Nach 2 weiteren Godsleep-Platten, 6 Pilsener Urquell 0,33l und 4 Whiskey war ich wieder sehr fein mit mir und der Welt ... Man kann also sagen die "Live Vol. 3" hat mich gestern vollständig aus dem Dreck gezogen. ... und diese generelle Fähigeit von Musik im Allgemeinen und von diesem Album im Speziellen ist einfach großartig!

Das Album "Live Vol. 3" besteht aus einer Studio-Session auf der A-Seite mit den drei bekannten Songs "Überall", "Moon", "Freude III" und einem Live-Mitschnitt des Songs "Transformation" vom Freak Valley Festival 2020 auf der B-Seite. Da Colour Haze ihre Platten grundsätzlich live und analog einspielen, ist das jetzt auch keine soundtechnische Sensation, sondern eher typisch genial Colour Haze. 


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22 Februar 2025

Santana - Santanas Greatest Hits (1974)

Keine Frage! - Carlos Santanas musikalische Fähigkeiten sind über jeden Zweifel erhaben. Das Rolling Stone Magazin listet ihn unter den 100 bedeutentsten Künstlern.  Die Gitarrenarbeit ist sensationell und abwechlungsreiche Hits, die mich - zumindest vom Radio aus - mein gesamtes Leben begleitet haben: Trotzdem ist Carlos Santana bei mir nie über diesen doch recht eingeschränkten Greatest-Hits-Album-Status hinaus gekommen. Woran das genau liegt, kann ich gar nicht so genau sagen.  Klar - als Jungspunt war das immer die Musik meiner Eltern, von der ich mich ja vor mir selbst klar zu distanzieren hatte. Wobei mir das bei den Beatles beispielsweise nicht so ging und so restriktiv war ich ja tatsächlich nicht, zumindest nicht in meinen eigenen vier Wänden.  Letztlich ist wahrscheinlich dieser Samba-Rumba-Rum und Hüfte-schwenkende Latin Rock, für den Santana ja nun mal so steht, einfach nicht so ganz Meins. Aber es gibt im Repertoire des Carlos Santana doch einige meiner persönlichen All Time Hits, die mir regelmäßig das Wasser in die Augen treiben, weil sie so schön sind. So geschehen in dieser Woche beim Autofahren als das unvergleichliche "Samba Pa Ti" aus den Lautsprechen drang ... und damit dann auch die Nominierung für das Album dieser Woche fest stand.  


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