Das schöne an meinen Kellersessions ist, es kommen auch mal wieder Platten oder CD zu Gehör, die ansonsten seit Jahren eher selten liefen. Was meistens überhaupt nicht bedeutet, dass sie schlecht sind, sondern dass sie eher wegen den ganzen Neuzugängen aus dem Focus geraten oder die Interpreten im Laufe der Zeit weniger "angesagt" sind In dieser Woche ist genau das mit ZZ Top und ihrem Album "Antenna" passiert.
Die Texas-Rocker ZZ Top kenne ich schon seit frühester Jugend. Anfang der 1980er wurde ja ZZ Top als Hard Rock-/ Heavy Metal-Band gehyped und in einem Atemzug mit Motörhead, AC/DC und den Scorpions genannt. Aus heutiger Sicht ist diese Einordung zweifellos etwas abenteuerlich, aber damals passte die Gangart von ZZ Top durchaus in den musikalischen Stil dieses aufstrebenden Sub Genres. Es muss also um 1984 rum gewesen sein, dass ich als 14-Jähriger meine ersten ZZ Top-Songs von der "Eliminator" zu hören bekam. ... und natürlich war beispielsweise "Sharp Dressed Man" oder "Gimme All Your Lovin'" für mich, der sich gerade mit AC/DC anfreundete hatte, genau mein musikalisches Beute-Schema. 1985 erschien dann das Erfolgsalbum "Afterburner" . Davon besitze ich sogar eine AMIGA-Lizenz-Pressung. "Sleeping Bag" und "Rough Boy" zogen damals sogar in die Radio-Hit-Paraden ein. Während ich mit "Sleeping Bag" ja noch leben konnte und die plötzliche Bekanntheit von ZZ Top auch irgendwie cool fand, war "Rough Boy" als Mainstream-Romantik-Schnulze natürlich komplett abzulehnen. Damit war eigentlich das Ende von ZZ Top, als einer meiner Favoriten besiegelt. Dazu kam noch, dass ich irgenwann mal in der damaligen Radio-Sendung "Duette - Musik für den Recorder" ein frühes ZZ Top - Album (mag wahrscheinlich "Tres Hombres" gewesen sein) mitgeschnitten hatte. Vom Blues der frühen ZZ Top-Jahre war ja mal so gar nicht begeistert. Ich wollte Metal hören - und sonst nix! Das war's dann mit meiner jugendlichen Begeisterung für ZZ Top. Es begab sich dann erst wieder Mitte der 1990er Jahre, dass ich mit ein paar Studienfreunden beim lockeren/ausufernden Nach-Klausur-Bier saß und plötzlich dieses Album "Antenna" lief. Davon war ich sofort angefixt und mußte dann auch direkt die CD haben. Leider fristet die CD mittlerweile ein eher kümmerliches Dasein. Dabei mag ich das Album immer noch tatsächlich sehr. Schon die ersten Takte des Openers "Pincushion" hauen Dir mit ihren fetten Bässen die Trommelfelle weg. Dabei bleiben sich ZZ Top über das gesamte Album treu. Die einzigartige Mischung aus amerikanischem Blues mit harten, aufdringlich verzerrten Rock-Gitarren und dem typischen 90er Jahre-Hall-Drumset. ... und in jedem Takt spürst Du den trocknen Staub der texanischen Wüste. Einfach großatig! ... und wenn ich es mir so recht überlege, dann hat das Album "Antenna" durchaus das Zeug, eines meiner All-Time-Favoriten zu sein und ist damit erst recht ein würdiges "Album der Woche".