Das Album dieser Woche ist auch in dieser Woche in meinen Platten-Schrank gewandert, sprich: es ist mit DHL gekommen. Bestellbar war es ausschließlich über Bandcamp, was schon mal Einiges darüber aussagt, dass es sich nicht unbedingt um eine Mainstreamveröffentlichung handelt. "Fine Anyway" ist ein aufregend unspektakuläres Akustikalbum von einem weitgehend unbekannten libanesischen Musiker, namens Rogér Fahkr. Dieser wuchs in den 1960er und 70er Jahren in Beirut auf und begann auch dort zu musizieren. Auch wenn man es heute kaum glaubt, aber Libanon war mal ein sehr fortschrittliches Land mit Zugang zu interkulturellen Einflüssen. So ist sicherlich auch zu erklären, dass man "Fine Anyway" nicht sofort nach Libanon verorten würde. Einflüsse von Blues, Country, Funk und Soul sind den sehr sparsam instrumentierten Songs anzuhören. Die Lieder sind hauptsächlich in englisch interpretiert. Vereinzelt werden aber auch orientalisch inspirierte Songs selbstverständlich in der landestypischen Sprache intoniert. Sehr vielfältig und sehr schön. Ein weiterer Reiz dieser Platte macht die smarte Unvollkommenheit aus. Das Album wurde wegen sehr knapper Resourcen 1977 in einer Tag- und Nachtsession eingespielt, ohne große Möglichkeiten irgendwas an den Aufnahmen zu korrigieren. Das ist Musik in Reinform! Nur Live gehts noch authentischer. Und so ist diese Aufnahme natürlich auch bestens geeignet für ein so unvollkommenes Abspielmedium wie Vinyl. Das rauscht, knackt und leiert eben mal, wie das live und spontan einfach so ist ... und steht so im krassen Gegensatz zu den heute so glatt gelutschten Perfektproduktionen. ... und tatsächlich fühlt sich die Platte auf meinem Bang & Olufsen, von 1982 am wohlsten, ohne irgendwelche Equies oder sonstigen Firlefanz.
Sehr interessant ist auch die Art und Weise der Veröffentlichung. Zunächst wurde "Fine Anyway" in einer Auflage von 200 Kopien als Musikkassette verlegt. ... und ging da vermutlich auch sang- und klanglos unter. Das Re-Release verdanken wir einem Label namens Habibi Funk, welches alte Aufnahmen unter Lizenz der Künstler selbst veröffentlicht und diesem mindestens 50% der Einnahmen zu schanzt. Sowas mag ich, sowas kaufe ich und sowas nominiere ich auch zum Album der Woche!
auf Spotify anhören