In dieser Woche habe ich gelitten, war schwer erkältet und habe mir ein schönes heißes Bad eingelassen. Zur musikalischen Untermalung gab's das 1980er Werk "Tangram" von Tangerine Dream auf die Ohren. Tangerine Dream waren für mich, neben Jean Michel Jarre der Einstieg in die Elektronische Musik. 1980 gab die Westberliner Band ein Konzert im Palast der Republik in Ost-Berlin. Der Mitschnitt wurde bei AMIGA als LP veröffentlicht, die ich dann irgendwann 1983 oder 1984 erwarb.
Gegründet wurden Tangerine Dream Ende der 1960er Jahre. Seit dem hat die Band unzählige Alben veröffentlicht, darunter eine Vielzahl von Filmmusiken und Soundtracks. Die frühen Jahre waren sehr von musikalischen Experimenten mit den "neuen" elektronischen Medien geprägt. Gerade die Werke um die Mitte der 1970er Jahre (z. B. Phaedra, Rubycon, Stratosfear) sind schon sehr schwer verdaulich und fallen für mich teilweise in die Kategorie "unhörbar". Das sehen viele Leute anders, für die gerade die genannten Alben die wahren Meisterstücke der Band sind. Mal sehen: Vielleicht läuft das hier ähnlich wie bei Pink Floyd ,wo ich für die frühen Werke auch über 30 Jahre brauchte, bis ich die irgendwann gut fand. Mit den beiden CD-Boxen der "Virgin Years" habe ich sie zumindest schon mal im Schrank stehen. ;-) Das erste Abum "Alpha Centauri" von 1971 fällt in diesem Zusammenhang etwas aus der Rolle, weil es noch recht stark vom Einfluß konventioneller Instrumente und dem Einfluß der damaligen Rockmusik geprägt war... also für mich eine absolute Option.
Die Schaffensphase um 1980, in die "Tagram" fällt, ist für mich musikalisch gesehen, die interessanteste. Tangerine Dream hat zu jener Zeit ausgeklügelte und innovative Soundstrukturen mit reifen Kompositionen verwoben und so wahre Kunstwerke geschaffen. Mit eingängigen Filmmusiken und Soundtracks haben sie den Mainstream ebenso bedient, wie die anspruchsvolle Klientel, die hier deutlich in Richtung Experimentalmusik geht. ... und so ist "Tagram" für mich ein Album, was man sich hervorragend mit geschlossenen Augen in der Badewanne anhören kann. Da die beiden enthaltenen Songs "Set 1" und "Set 2" jeweils eine ganze LP-Seite lang sind , hat man auch genügend Zeit zum Abschalten und wegdriften.
Mit den Veröffentlichungen der letzten Zeit, bin ich leider nicht mehr so recht warm geworden. Hier hat ganz klar der Mainstream die Oberhand gewonnen. Nette uninspirierte Disko-Mucke würde ich das nennen. Für das Gesamtwerk der Band fällt das aber nicht mehr ins Gewicht.
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