11 Januar 2025

Paradise Lost - "Draconian Times" (1995)

"Draconian Times" ist so ein Album, wo einfach alles stimmt! Es läßt sich quasi bei allen Stimmungslagen hören ... Es ballert nicht zu sehr, ist aber auch nicht weich gespült, es ist sehr vielseitig, hat aber auch eine sehr klare musikalische Richtung ... eben perfekt! 

Obwohl Paradise Lost bereits in den 1980er Jahren in England gegründet wurden, habe ich mich erst relativ spät damit befaßt. Mag sein, dass es daran lag, dass ich 1988 gerade meine Metal-Findungsphase absolviert hatte und gerade  vom klassischen Heavy Metal beim Thrash ala Slayer, Metallica und Kreator gelandet war. Für aufkeimenden Death Metal ala Bolt Thrower hatte ich damals (noch) kein Ohr. Überhaupt war damals Ende der 1980er/ Anfang der 1990er Jahre das Problem, dass neue Bands und damit Sub-Genres aus dem Boden schossen wie Pilze aus dem feuchten Waldboden. Ich hatte völlig die Orientierung verloren. Jeden Monat gab es plötzlich hunderte neuer Platten-Rezessionen. Streaming gab es nicht, um mal irgendwo rein zu hören. Ich hatte gerade mein Studium begonnen und damit auch keine Kohle ständig neue CDs zu kaufen. Ich zog mich also auf Altbekanntes zurück und ließ die Szene Szene sein. Allerdings nahm ich auch damals bereits Paradise Lost war ... eben als eine von vielen Neuen im Geschäft, immer mit dem Etikett des Death Metal, später dann auch Gothic, versehen. Beides nicht meine Baustellen. 

2009 begab es sich dann, dass Paradise Lost auf ihrer Tour zum Album "Faith Divides Us - Death Unites Us" in Bielefeld Station machten. Da ich gerade richtig Bock darauf hatte, mir Sachen auch live anzusehen, war das ein Anlass für mich, mal recht ausgiebig durch den Backkatalog von Paradise Lost zu fräsen. Dabei hat mich die musikalische Vielfältigkeit, im Sinne von 'Wie erfinde ich mich immer wieder neu?' schon recht beeindruckt. Gestartet sind Paradise Lost als Death-Metal-Band, waren später Vorreiter des Gothic- & Doom-Genres, setzten dann mal so viel Synthesizer und elektronischen Kram ein, dass selbst Depeche Mode ihre Freude daran gehabt haben müssen und kommen in der letzten Zeit auch wieder verstärkt zu ihren Wurzeln zurück. Das Ganze läuft aber auch immer auf musikalisch höchstem Niveau. Frontmann Nick Holmes kann tatsächlich auch alles singen. Da ihm Paradise Lost offensichtlich nicht reicht, betreibt er nebenbei noch ein recht erfolgreiches Death-Metal-Projekt namens Bloodbath. Soviel zum musikalischen Chamäleon.

Jedenfalls kristallisierte sich bei mir "Draconian Times" als die musikalische Schnittstelle heraus, die am besten zu mir passt. Wenn man so will, ist "Draconian Times" mein Lieblingsalbum von Paradise Lost. Ich will allerdings auch nicht verschweigen, dass für mich noch zwei weitere Alben herausstechen: "Symbol Of Life" (2002) aus der Synthie-Ära und  "The Plage Within" (2015) mit deutlichem Hang zum Death Metal. ... aber um diese beiden Alben kümmern wir uns dann vielleicht mal in einer anderen Woche. 

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